Der Unglücksfall geschah heute vor 8.00 Uhr. Der 57-jährige Mitarbeiter betrat das Gehege der Wildkatzen, um dort Aufräumarbeiten zu errichten und in diesem Moment kam es zu dem Angriff. – „Den ersten Ermittlungen zufolge sollte der Mann im Gehege Rasen mähen. Während dieser Zeit sollten die Tiere eingesperrt bleiben. Jedoch aus bisher ungeklärten Gründen kam der Tiger auf das Gelände und griff den Mann an. War ein menschliches Fehlverhalten die Ursache oder wurden irgendwelche Richtlinien missachtet? Dies sollen die Ermittlungen der Polizei und der Staatlichen Arbeitsinspektion (PIP) klären“ - sagt Kamil Rynkiewicz von der Polizei Niederschlesien. – „Über den tödlichen Biss wurden wir vom Rettungsdienst benachrichtigt“- fügt er hinzu.
Der Fall wird auch von den Aufsichtsmitarbeitern von PIP untersucht. Es ist mittlerweile bekannt, dass die Technik nicht schuld war. Alle Geräte und Sicherheitssysteme funktionieren einwandfrei. Es gibt leider keine Zeugen des Unfalls. – „Wir müssen den Mitarbeiter verhören, der einen Tag vorher im Tigergehege tätig war. Die Raubtiere werden nicht zwangsweise im Gebäude eingesperrt. Wenn sie im Freien übernachten möchten, können sie es durchaus tun" - sagt Agata Kostyk-Lewandowska, Sprecherin von PIP. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass die Routine des langjährigen Tierpflegers der Grund für das Unglück war. Er hat den Tiger draußen nicht gesehen und ohne zu überprüfen, ob beide Tiere eingesperrt sind, blockierte er die Tore und betrat das Gelände. Dann wurde er angegriffen. Antworten auf alle Fragen sind jedoch erst nach den Ermittlungen zu erwarten. – „Aus Erfahrung wissen wir, dass solche Fehler entweder von unerfahrenen Mitarbeitern oder eben von solchen mit langjähriger Erfahrung begangen werden, da sie sich von der Routine täuschen lassen" - fügt die Sprecherin von PIP hinzu.
Der Tiger, der den Pfleger angegriffen hatte, wurde bereits tierärztlich untersucht. Er ist nicht krank und man weiß nicht, was die Aggression verursacht hatte, denn die Wildkatze hatte bisher nicht aggressiv auf ihre Pfleger reagiert.
Vor Ort sind immer noch die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Der Zoo wurde für die Öffentlichkeit nicht geschlossen. Das Gelände, auf dem das Unglück geschah, wurde mit Band versperrt und ist für die Besucher nicht zugänglich. – „Wir sind schockiert. Wir bereiten gerade unsere Stellungnahme vor“ – sagten die Mitarbeiter der Pressestelle des Tiergartens. Es ist bekannt, dass der verunglückte Mann ein erfahrener Mitarbeiter war. Im Zoo war er seit 20 Jahren tägig.
Im Zoo von Wroclaw kam es schon zwei Mal zu ernsthaften Unglücksfällen. 1997 wurde ein Bärenpfleger durch das Tier angegriffen und verlor einen Fuß. Im Jahr 2003 wurde ein Pfleger versehentlich von einer Elefantenkuh getreten, er starb noch an der Unfallstelle. In beiden Fällen war ein menschliches Fehlverhalten die Ursache.
