Die Straße Ulica Radosna wird von Bewohner Wroclaws eher selten besucht, denn warum sollte man zwischen den Plattenbauten spazieren gehen? Jedoch in diesem Fall sollte man eine Abkürzug zwischen ul. Powstańców Śląskich und Komandorska nehmen. Denn dort befindet sich ein einzigartiger Garten, ein Ergebnis der 25-jährigen Arbeit von Jan Kowal.
- „Nach dem Bau der Galeriowce (Galeriehäuser) im Jahr 1990 war hier ein Trümmerhaufen. Es sah schlimm aus. Es wurde ein Treffen mit den Bewohnern organisiert und es gab eine Idee, man sollte das bepflanzen und irgendwie dieses Gelände bewirtschaften. Ich bekam den Beschluss der Genossenschaft ausgehändigt und begann zu arbeiten. Zuerst musste man eine Skizze der Pflanzenaufstellung erstellen, dann die Trümmer mit Planierraupe beseitigen. Es war nicht einfach. Zumal es in den 90-er keine Gartenmärkte gab. Ich kaufte, was es gab. Ich begann mit Sträuchern, dann kamen der Rasen, die Stauden und so ist es gelaufen“ - sagt Jan Kowal, Schöpfer des Gartens.
Zuerst half Herrn Jan seine Frau, es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sie unterschiedliche Visionen bezüglich der Gartengestaltung haben und er bedankte sich bei ihr für die Zusammenarbeit.
- „Die Ehe ist wichtiger als das Hobby. Wir haben uns also geeinigt, dass ich mich alleine um den Garten kümmre“ - scherzt Jan Kowal.
Herr Jan ist Schulpädagoge und Lehrer in Ruhestand. Über 20 Jahre lang war er im ehemaligen Technikum für Straßenbau in der ul. Tęczowa tätig. Mit der Gartenarbeit begann er Mitte der 80er Jahre. Zuerst entwickelte er sein Hobby im Garten der Schwiegereltern. Dann nahm er das Gelände in der ul. Radosna aktiv unter seine Fittiche. Parallel fährt er auch zu seinem Schrebergarten.
- „Ich bin kein Fachmann. Alles brachte ich mir mittels learning by doing bei. Das kostete mich viel Arbeit und Nerven. Vor über zehn Jahren schnitt ich, mitgerissen von der Welle der "Małysz-Manie" (Adam Małysz ist ein weltbekannter polnischer Skispringer Anm. d. Übers.), einen Strauch in Form von Adam Małysz. Er hatte die Form eines Skispringers beim Sprung. Das Denkmal blieb nicht lange bestehen. Zu wenig Sonne, der Boden war ungeeignet und alles trocknete aus. Schade, aber zum zweiten Mal wird mir dieser Fehler nicht passieren“- erklärt Jan Kowal.
Die meiste Arbeit hat der Gärtner von ul. Radosna im Frühling. Dann kann man auch am ehesten Herrn Jan bei der Arbeit begegnen.
- „Mehrere Stunden am Tag arbeite ich jetzt im Garten, dann fahre ich zu meinem Schrebergarten. In der Saison muss ich die Sträucher drei bis vier Mal schneiden. Ich versuche alles selbst zu schneiden. Manchmal bitte ich die Genossenschaft um Hilfe. Die Mitarbeiter schneiden dicke Äste zurecht. Es fehlen mir spezialistische Geräte und das alles kostet natürlich Geld, und ich möchte gar nicht zusammenrechnen, wie viel mich mein Hobby kostet“- bemerkt Jan Kowal.
Herr Jan bekam bereits einen Preis für seine Arbeit. In der vorjährigen Folge des Wettbewerbs Ukwiecamy Wroclaw (Wir schmücken Wroclaw mit Blumen) ist er Sieger geworden. Er hat jedoch nicht vor, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Er plant, eine neue Akku-Gartenschere und weitere Setzlinge zu kaufen.